Donnerstag 29.08.24 20:30 im T-Keller
Wir sind sehr froh, mit Franziska Haug eine der bekannte Vertreterin eines linken materialistischen Queer-Feminismus nach Göttingen holen zu können.
Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 war es in der feministischen und queeren Community schmerzhaft still. Was normalerweise Kern queer-feministischer Praxis ist, galt hier scheinbar nicht für Jüdinnen*Juden und Israelis: Solidarität mit Opfern (sexueller) Gewalt und Vergewaltigung. Mehr noch als ausbleibende Solidarität positionierten sich weite Teile der queer-feministischen Szene einseitig anti-israelisch. Seit Oktober 2023 hat sich etwas zugespitzt, was sich seit vielen Jahren schon zeigt: dass israelbezogener Antisemitismus in feministischer und queerer Szene Platz gefunden hat. Mehr noch wird in queerer Theorie und Praxis seit einigen Jahren vermehrt versucht, queere Interessen mit dem Kampf für die Vernichtung Israels ins eins zu setzen:
Die feministische Petition #aufschrei von 2013 wurde von etlichen BDS Befürworter_innen unterzeichnet, es wurden Witze über „gehäutete Bänker*innen“ gemacht, die Vernichtung von Millionen Jüdinnen*Juden als „Repression“ beschrieben, etliche „Pink Washing Israel“ Gruppen kämpfen aktuell weltweit gegen das Existenzrecht des jüdischen Staates, berühmte Wissenschaftler*innen beschreiben die islamistisch-misogyne Hamas als legitime Widerstandsbewegung oder islamistische Selbstmordattentate als „queer Jihad“ und queere Influencerinnen bedienen sich antisemitischer Rhetoriken.
Der Vortrag will der Frage nachgehen, woher der Hass auf Israel und Jüdinnen*Juden innerhalb weiter Teile der Queer-Community kommt. Es wird die These verfolgt, dass ein linker Queerfeminismus, will er seinem Begriff gerecht werden, eigentlich per se gegen Antisemitismus sein müsste.
Franziska Haug arbeitet an der Schnittstelle von Geschlechtertheorie und Historischem Materialismus. Sie erforscht dies in Popkultur, Literatur, Ästhetik und politischen Bewegungen. Weitere Arbeitsfelder sind der Zusammenhang von Antisemitismus und Geschlecht. Gegenwärtig ist sie PostDoc in einem Forschungsprojekt zu queerer DDR-Literatur.