Kundgebung: gegen jeden Antisemitismus!

…in Göttingen, Deutschland, Europa und anderswo…

Am 08. Juli 2014 begann die israelische Luftwaffe als Reaktion auf den zunehmenden Raketenhagel aus dem Gazastreifen mit dem Beschuss von Orten, an denen sie Hamas-Kämpfer vermutete. Kurz darauf versammelten sich weltweit Menschen, um gegen den Krieg zu demonstrieren. Doch zumeist geschah dies sehr einseitig: „Free Palestine“ und „Kindermörder Israel“ waren die meistgehörten Parolen, durch „Allahu Akbar“ erhielten die Demos eine deutlich religiöse, teilweise mit Hamas- und gar Isis-Fahnen auch islamistische Ausrichtung.

Doch dabei blieb es nicht: In Göttingen wurden Demonstrierende, die Israel-Fahnen trugen, aus einer Free-Gaza-Demo heraus angegriffen, in Frankfurt erhielt ein Rabbiner Morddrohungen, in Berlin wurde ein jüdisches Paar bedrängt, in Wuppertal gab es einen versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge, in Sarcelles, einem Vorort von Paris, wurden koschere Geschäfte angezündet.

Gauck und Merkel zeigten sich betroffen. Doch ihre Rede vom „importierten Antisemitismus“ schürt rassistische Ressentiments und verleugnet, dass Antisemitismus in Deutschland Tradition hat. Antisemitismus zieht sich durch alle Milieus und Bildungsschichten. Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem: 51 Prozent der Deutschen sagen, die Israelis machten das Gleiche wie die Nazis (laut Bielefelder Institut für Konflikt- und Gewaltforschung).

Angesichts der vielen palästinensischen Toten ist es verständlich, auf die Straße zu gehen, um Wut und Trauer Ausdruck zu verschaffen. Doch müssen die Friedensbewegten sich Kritik daran gefallen lassen, wie und mit wem sie da auf die Straße gehen – das zeigen die Parolen und Ausschreitungen der letzten Wochen. Es gibt kein Tabu, die israelische Regierung zu kritisieren. Doch schaffen es dabei nur die wenigsten, keinen Antisemitismus zu äußern.

Gerade angesichts des unablässigen Raketenhagels auf Israel und der Toten auch auf israelischer Seite, ist es notwendig, eine unversöhnliche Kritik des Antisemitismus der Hamas und der selbsternannten „Israelkritiker_innen“ zu formulieren. Das bedeutet für uns, sich all jenen entgegen zu stellen, die das Existenzrecht Israels direkt oder indirekt in Frage stellen.

Es kann jedoch nicht darum gehen, durch die Rede von den „schlechtintegrierten Muslimen“ den Blick vom allgegenwärtigen deutschen Antisemitismus abzulenken. Rassistische Deutungen lehnen wir entschieden ab.

Auch wenn es in dieser komplexen Lage schwer fällt: Es gilt, sich weder der Ohnmacht hinzugeben noch in identitären Positionen zu verharren, sondern sich trotz aller Anstrengung um einen differenzierten Blick zu bemühen.

Unsere Kundgebung ist der Versuch einer kritischen Praxis gegen Antisemitismus – für den Zweifel und gegen das Bescheidwissen!

Grundproblem der Entwicklungen der letzten Wochen ist: Diese Gesellschaft (und oft auch ihre Kritiker_innen) hat keinen Begriff von Antisemitismus. Es ist nicht jede Äußerung antisemitisch, die sich scheiße anhört, aber es ist viel mehr antisemitisch als gedacht: die Gleichsetzung von Israelis und Juden, die Paranoia um die jüdisch-israelische Medienverschwörung, die Diabolisierung und die NS-Vergleiche in Bezug auf das Handeln der israelischen Regierung, die Annahme niederträchtiger Intentionen Netanjahus, das palästinensische Volk zerstören zu wollen…. Antisemitismus ist nicht irgendwie schlecht formulierte „Israel-Kritik“, sondern eine gewaltsame Ideologie, mit der sich selbsternannte „Gotteskrieger“, Neonazis, Günter Grass und durchgeknallte Linke die Welt erklären. Und sie äußert sich nicht erst dann, wenn Jüdinnen und Juden ausgegrenzt, beschimpft, angegriffen und getötet werden.

Für ein Ende des Leids der Israelis, Palästinenser_innen, Jüdinnen und Juden überall in der Welt!

Free Gaza from Hamas!  //  Gegen jeden Antisemitismus!

https://initiativegegenjedenantisemitismus.wordpress.com/

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